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Laminat oder Echtholz? Der entscheidende Vergleich für Ihren Fußboden
  • Von Johann Kranz
  • 2/12/25
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Stellen Sie sich vor: Sie betreten Ihr Wohnzimmer barfuß. Unter Ihren Füßen fühlt sich der Boden warm an, die Maserung des Holzes spielt im Licht, und jeder Schritt klingt weich, nicht hohl. Oder Sie treten auf eine glatte, kühle Oberfläche, die kratzfest ist, aber keine Seele hat. Das ist der Unterschied zwischen Laminat und Echtholz. Beide sehen auf den ersten Blick ähnlich aus. Aber hinter der Optik verbirgt sich eine Welt voller Unterschiede - in Haptik, Haltbarkeit, Pflege und sogar in der Art, wie Ihr Zuhause atmet.

Was ist eigentlich Laminat?

Laminat ist kein Holz. Es ist eine künstliche Konstruktion, die seit den 1970er-Jahren entwickelt wurde. Heute besteht es aus drei Schichten: eine dünne, harte Deckschicht aus Kunstharz, eine Dekorschicht aus bedrucktem Papier - das gibt die Holzoptik - und eine dicke Trägerschicht aus hochverdichteten Holzfasern (HDF). Die Gesamtdicke liegt meist zwischen 7 und 12 Millimetern. Die Oberfläche ist kratzfest, wasserabweisend und leicht zu reinigen. Kein Wunder, dass es besonders in Familien mit Kindern oder Haustieren beliebt ist.

Ein moderner Laminatboden kann bis zu 90 Prozent der Holzdekore nachahmen, die von echtem Parkett kaum noch zu unterscheiden sind. Aber das ist nur die Oberfläche. Unter der Schicht fehlt die Natur. Keine Poren, keine Wärmeleitung, kein Lebensgefühl. Laminat bleibt kalt, selbst wenn die Raumtemperatur angenehm ist. Es speichert keine Wärme, es reguliert keine Luftfeuchtigkeit. Es ist ein optischer Täuschungsversuch - und bei vielen Menschen funktioniert er.

Was ist Echtholz - und warum fühlt es sich anders an?

Echtholz ist Holz. Punkt. Es kommt aus Bäumen - Eiche, Buche, Nussbaum, Teak - und wird in Form von Dielen oder Planken verlegt. Es gibt Massivholz, das aus einem Stück besteht, und Mehrschichtparkett, das aus mehreren Holzlagen aufgebaut ist, aber immer mit einer mindestens 4 mm starken Deckschicht aus echtem Holz. Diese Deckschicht ist entscheidend: Sie kann abgeschliffen und neu versiegelt werden. Einmal abgeschliffen, ein zweites Mal, manchmal sogar drei- oder viermal. Das macht Echtholz zu einer Investition, die 50 bis 100 Jahre hält.

Und dann ist da noch die Haptik. Echtholz wärmt sich an, wenn Sie barfuß darüberlaufen. Es atmet. Es nimmt Feuchtigkeit aus der Luft auf, wenn es feucht ist, und gibt sie ab, wenn es trocken ist. Das ist kein Marketing-Geschwätz - das ist Physik. In Wien, wo die Heizung im Winter die Luft austrocknet, kann ein Echtholzboden das Raumklima spürbar verbessern. Und die Maserung? Keine zwei Dielen sind gleich. Jeder Boden ist ein Unikat. Das ist kein Fehler - das ist Charakter.

Preis: Laminat ist günstiger - aber ist es wirklich billiger?

Beim Kauf zählt der Preis. Laminat kostet zwischen 10 und 30 Euro pro Quadratmeter. Hochwertiges Eichenparkett liegt bei 40 bis 100 Euro pro Quadratmeter. Das ist ein klarer Vorteil für Laminat. Aber was passiert nach 15 Jahren? Ihr Laminat ist abgenutzt, kratzig, vielleicht sogar an den Kanten aufgequollen. Sie müssen ihn komplett entfernen und neu verlegen. Das kostet Zeit, Mühe und Geld - und das ist nicht in den Anschaffungskosten enthalten.

Echtholz hingegen kann abgeschliffen werden. Ein Abschleifen kostet etwa 15 bis 25 Euro pro Quadratmeter - inklusive Nachversiegelung. Das ist weniger als die Hälfte der Kosten für einen Neuboden. Und danach sieht Ihr Boden aus wie neu. Sie zahlen mehr am Anfang, aber weniger im Laufe der Zeit. Es ist wie ein Auto: Ein billiges Modell, das nach 10 Jahren kaputt ist, oder ein solides, das 30 Jahre hält und immer wieder gewartet werden kann.

Vergleich: künstliches Laminat mit Riss neben einem abgeschliffenen Echtholzdielen

Pflege: Wer will wirklich ölen?

Laminat? Wischen, saugen, fertig. Kein spezielles Reinigungsmittel nötig. Kein Nachölen. Keine Angst vor einem verschütteten Glas Wasser - solange es nicht lange steht. Es ist der Boden für Menschen, die keine Zeit haben, oder die nicht wollen, dass der Boden eine Aufgabe ist.

Echtholz? Das hängt von der Oberflächenbehandlung ab. Versiegeltes Parkett braucht nur sanfte Reinigung. Geöltes Parkett hingegen muss alle ein bis zwei Jahre nachgeölt werden. Das ist kein Hexenwerk, aber es ist ein Ritual. Sie müssen das Öl auftragen, trocknen lassen, polieren. Es ist mehr Aufwand - aber es ist auch eine Verbindung. Sie pflegen Ihren Boden, nicht nur reinigen. Und wenn Sie das tun, wird er mit der Zeit schöner. Die Farbe vertieft sich, die Maserung wird lebendiger. Laminat verblasst oder wird kratzig. Echtholz altert mit Würde.

Robustheit: Kratzer, Feuchtigkeit, Schläge

Laminat ist kratzfester als unbehandeltes Parkett. Das ist wahr. Aber das ist kein Vorteil - das ist eine Kompensation. Es ist nicht das Holz, das widersteht, sondern die Kunststoffschicht. Wenn Sie einen schweren Stuhl auf den Boden fallen lassen, bleibt bei Laminat ein Kratzer, der nie mehr verschwindet. Bei Echtholz kann der Kratzer abgeschliffen werden. Das ist der große Unterschied.

Was Feuchtigkeit angeht: Laminat ist wasserabweisend, aber nicht wasserdicht. Wenn Wasser lange steht, quillt die HDF-Trägerschicht auf - und der Boden ist kaputt. Echtholz ist empfindlicher, aber nicht unbrauchbar. In Badezimmern oder Küchen ist es riskant - aber in Wohnzimmern, Schlafzimmern oder Fluren? Mit einer guten Versiegelung kein Problem. Und wenn doch ein Wasserschaden passiert? Bei Echtholz kann man die beschädigte Dielen austauschen. Bei Laminat muss der ganze Bereich raus.

Verlegung: Klicksystem vs. Handwerk

Laminat ist für Heimwerker gemacht. Die meisten Modelle haben ein Klicksystem. Sie legen sie einfach nebeneinander, klicken sie fest - und fertig. Kein Kleber, kein Nageln, kein Fachmann nötig. Das macht es ideal für Sanierungen, wo man schnell und sauber arbeiten will.

Echtholz ist komplexer. Massivholzdielen werden oft genagelt oder verklebt. Mehrschichtparkett kann manchmal auch geklickt werden - aber nur, wenn die Deckschicht dick genug ist. Und es muss immer auf einer ebenen, trockenen Unterlage verlegt werden. Eine falsche Verlegung führt zu Knarren, Verziehen, Rissen. Das ist kein DIY-Projekt für Anfänger. Aber wenn es richtig gemacht ist, hält es ein Leben lang. Und das ist der Preis für Qualität.

Echtholzboden als Lebenslinie mit verwaschenen Silhouetten von Familie und Zeit

Umwelt und Nachhaltigkeit

Laminat enthält Kunststoffe, Melaminharze, Formaldehyd - und das nicht zu knapp. Die Herstellung ist energieintensiv, die Entsorgung problematisch. Es ist kein biologisch abbaubarer Werkstoff. Echtholz dagegen ist ein natürliches Produkt. Es wächst, es wird geerntet, es wird verarbeitet - und am Ende kann es recycelt, verbrannt oder sogar als Brennholz verwendet werden. Ein Echtholzboden hat eine viel geringere CO₂-Bilanz, besonders wenn er aus regionalen Hölzern wie Eiche oder Buche kommt.

Und die Lebensdauer? Ein Laminatboden wird nach 15 bis 25 Jahren ersetzt. Ein Echtholzboden kann 100 Jahre halten. Das bedeutet: weniger Abfall, weniger Ressourcenverbrauch, weniger Neuproduktion. Wer nachhaltig leben will, kommt an Echtholz nicht vorbei.

Was ist die bessere Wahl für Sie?

Wenn Sie:

  • ein begrenztes Budget haben
  • mit Kindern oder Haustieren leben
  • keine Zeit für Pflege haben
  • den Boden nur für 10-15 Jahre brauchen (z. B. in einer Mietwohnung)

dann ist Laminat die praktische Lösung. Es ist robust, einfach zu verlegen und optisch heute sehr gut.

Wenn Sie:

  • Wärme und Haptik schätzen
  • einen Boden wollen, der mit der Zeit schöner wird
  • langfristig investieren möchten
  • ein gesundes Raumklima bevorzugen
  • Wert auf Nachhaltigkeit legen

dann ist Echtholz die richtige Wahl. Es ist nicht nur ein Boden - es ist ein Teil Ihres Zuhauses. Es wird Sie begleiten, wenn Ihre Kinder groß werden, wenn Sie alt werden, wenn Ihr Zuhause sich verändert.

Es gibt keine richtige oder falsche Entscheidung. Aber es gibt eine, die zu Ihnen passt. Und die sollte nicht nur auf Preis basieren - sondern auf dem, was Sie jeden Tag unter Ihren Füßen spüren.

Ist Laminat wirklich so schlecht für die Gesundheit?

Einige Laminatböden enthalten Formaldehyd oder andere chemische Bindemittel, die in geringen Mengen ausgasen können. Seit 2015 gilt in der EU die E1-Norm, die strenge Grenzwerte vorschreibt. Moderne Laminatböden mit E1-Zertifizierung sind gesundheitlich unbedenklich - aber sie sind trotzdem kein natürliches Material. Echtholz dagegen setzt keine synthetischen Stoffe frei. Wer allergisch ist oder eine gesunde Luftqualität sucht, sollte auf Echtholz oder Linoleum setzen.

Kann man Laminat in der Küche verlegen?

Technisch ja - aber mit Risiko. Laminat ist wasserabweisend, aber nicht wasserdicht. Wenn Wasser unter die Planken läuft - etwa durch einen undichten Spülschlauch -, quillt die Trägerschicht auf. Das führt zu Wölbungen und Rissen. In der Küche ist das Risiko hoch. Echtholz ist zwar auch empfindlich, aber bei einem Wasserschaden kann man die beschädigte Dielen ersetzen. Bei Laminat muss der ganze Bereich ausgetauscht werden. Eine bessere Wahl wäre hier Vinyl mit Holzoptik oder Steinzeugfliesen.

Welches Holz ist am besten für Parkett?

Eiche ist der Klassiker - robust, langlebig und zeitlos. Buche ist heller und etwas weicher, ideal für Schlafzimmer. Nussbaum hat eine dunklere, elegante Maserung und ist gut für Wohnzimmer. Für Feuchträume oder hohe Beanspruchung eignen sich härtere Hölzer wie Tropenholz - aber sie sind teurer und weniger nachhaltig. In Österreich ist Eiche die beliebteste Wahl: Sie ist lokal erhältlich, hat eine gute Härte und verändert ihre Farbe mit der Zeit - von goldgelb zu einem warmen Braun.

Muss man Echtholz immer ölen?

Nein. Es gibt versiegelte Parkettböden mit Polyurethan- oder Öl-Wachs-Versiegelung, die nur mit einem feuchten Tuch gereinigt werden müssen. Geöltes Parkett hingegen braucht alle ein bis zwei Jahre ein Nachölen, um die Holzstruktur zu schützen. Der Vorteil von Öl: Es dringt tief in das Holz ein, betont die Maserung und lässt es atmen. Es ist eine traditionelle, umweltfreundliche Methode - aber sie erfordert mehr Pflege.

Kann man Laminat abschleifen?

Nein. Laminat hat keine echte Holzschicht. Die Dekorschicht ist nur ein bedrucktes Papier, das unter einer Kunststoffschicht liegt. Wenn es kratzig wird, kann man es nicht abschleifen - es würde nur noch mehr Schichten abtragen, bis die Unterlage sichtbar wird. Bei Beschädigungen bleibt nur der Austausch der Planken. Das ist der größte Nachteil von Laminat: Es ist nicht reparierbar. Echtholz hingegen kann mehrfach abgeschliffen werden - das macht es zu einer echten Investition.

Welche Bodenheizung passt zu welchem Boden?

Beide Materialien können mit Fußbodenheizung verwendet werden - aber Echtholz leitet die Wärme besser. Die Holzstruktur hat eine höhere Wärmeleitfähigkeit als die HDF-Platte von Laminat. Bei Laminat ist die Wärmeleistung geringer, und es kann zu Temperaturschwankungen kommen, die das Material belasten. Moderne Laminatböden mit spezieller Wärmeleitfähigkeit sind besser geeignet. Für Echtholz ist eine niedrige Vorlauftemperatur (unter 27 °C) wichtig, um Verziehungen zu vermeiden. Mehrschichtparkett mit dünner Deckschicht ist hier oft die bessere Wahl als Massivholz.

Was kommt als Nächstes?

Wenn Sie sich für Echtholz entscheiden, fragen Sie sich jetzt: Welche Oberfläche? Geölt, versiegelt, gebrannt? Welche Breite? 120 mm, 180 mm, 240 mm? Welche Holzart? Und woher kommt das Holz? Das sind die nächsten Fragen - und sie sind wichtig. Ein Echtholzboden ist kein Standardprodukt. Er ist ein Teil Ihrer Identität. Machen Sie ihn bewusst.

Wenn Sie Laminat wählen, achten Sie auf die Klasse: AC3 oder AC4 für Wohnräume, AC5 für stark beanspruchte Bereiche. Und auf die Dicke: Mindestens 8 mm, besser 10 mm. Und auf die Oberflächenstruktur: Eine rauere Struktur fühlt sich natürlicher an. Schauen Sie sich die Planken im Licht an - nicht nur im Laden, sondern auch zu Hause, mit Ihrer Beleuchtung.

Beide Böden haben ihre Berechtigung. Aber nur einer bleibt mit Ihnen - und in Ihrem Zuhause - lange nachdem die anderen Entscheidungen vergessen sind.

Laminat oder Echtholz? Der entscheidende Vergleich für Ihren Fußboden
Johann Kranz

Autor

Ich bin ein erfahrener Tischlermeister aus Wien und spezialisiere mich auf die Herstellung und Installation von Innentüren. Meine Leidenschaft für das Handwerk zeigt sich in jeder Tür, die ich herstelle. Neben meiner Arbeit genieße ich es, Artikel über verschiedene Aspekte und Trends im Bereich Innentüren zu schreiben.