Zu große Fuge saugt Wasser, zu kleine Fuge klemmt das Türblatt - beides nervt und kostet Geld. Die Frage ist simpel, die Antwort hängt vom Raum und Boden ab. Hier bekommst du handfeste Richtwerte, eine saubere Montage-Logik und schnelle Fixes, wenn schon etwas schiefgelaufen ist. Kurz: Du weißt danach genau, wie groß der Zarge Boden Abstand sein sollte - und warum.
TL;DR
- Innenräume trocken: Sichtbare Fuge Zarge-Boden 1-3 mm, elastisch verfugen (Acryl oder farbiges Silikon).
- Bad/Waschraum: 5-10 mm Abstand, nur Silikon (keine starre Verbindung), Zargenfuß vor Feuchte schützen.
- Schwimmende Böden (Laminat/Vinyl/Parkett schwimmend): Zarge am besten unterkeilen und Boden unter die Zarge führen; keine starre Verbindung.
- Bodenluft unterm Türblatt: Standard 7-10 mm (nach DIN 18101 meist 7 mm), für mehr Lüftung 10-15 mm, für Schallschutz 0-3 mm mit Absenkdichtung/Schwelle.
- Montagehöhe: Rohboden + geplanter Bodenaufbau (+ 1-3 mm Fuge) = Unterkante Zargenfuß.
Richtwerte, Normbezug und was „Luft“ wirklich bedeutet
Wenn Leute „Wie viel Luft zwischen Zarge und Boden?“ fragen, meinen sie oft zwei unterschiedliche Dinge:
- Den sichtbaren Spalt zwischen Zargenfuß (also dem Fußpunkt der Türzarge) und fertigem Boden - das ist die Fuge, die du später siehst und versiegelst.
- Die Bodenluft unter dem Türblatt - also der Abstand zwischen Türunterkante und Bodenbelag. Das entscheidet über Lüftung, Dichtung und ob die Tür schleift.
Beides gehört zusammen. Du montierst die Zarge so, dass später die richtige Bodenluft zum Türblatt passt, und du hältst unten eine kleine elastische Fuge, die Feuchte und Bewegungen auffängt.
Worauf stütze ich die Zahlen? Für Innentüren geben sich aus gängigen Türsystemen nach DIN 18101 typische Maße. Diese Norm definiert unter anderem Türblatt- und Zargenmaße, aus denen sich in der Praxis eine Bodenluft von meist rund 7 mm ergibt, wenn du Zarge und Boden sauber aufeinander abstimmst. Für Toleranzen am Bau wird häufig nach DIN 18202 gearbeitet (Ebenheit), was für die Montagehöhe relevant ist. In Österreich wird in der Praxis genauso gearbeitet; bei höherem Feuchteeintrag gelten Feuchtraum-Details und barrierefreie Schwellen nach den einschlägigen Bau- und Ausstattungsregeln.
Hier sind praxistaugliche Richtwerte, mit denen du zuverlässig arbeiten kannst:
- Trockenräume (Wohn-/Schlafzimmer, Flur): 1-3 mm sichtbarer Spalt Zarge-Boden, elastisch verfugt. Bodenluft Türblatt 7-10 mm.
- Feuchtere Räume (Küche, WC ohne Dusche): 3-5 mm Zarge-Boden, eher Silikon. Bodenluft 7-10 mm.
- Nasse Räume (Bad/DU): 5-10 mm Zarge-Boden mit Silikon; besser Feuchtraumzarge oder wasserfester Fuß. Bodenluft je nach Schwelle/Dichtung, oft 5-7 mm mit Dichtprofilen, alternativ Absenkdichtung.
- Schallschutz: Bodenluft 0-3 mm und abdichten - mit Absenkdichtung oder Schwelle. Zarge-Boden-Fuge 1-3 mm, sauber versiegelt.
- Lüftungsbedarf (Innen-WC ohne Zuluft): 10-15 mm Bodenluft oder Überströmöffnung in der Tür (fachlich sauberer).
Situation | Bodenbelag | Empf. Zarge-Boden (sichtbar) | Empf. Dichtung | Bodenluft Türblatt | Hinweis |
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Wohnraum trocken | Laminat schwimmend | 0-2 mm sichtbar (Boden unter Zarge führen) | Acryl/Silikon, keine starre Verbindung | 7-10 mm | Zarge unterkeilen, Boden entkoppeln |
Wohnraum trocken | Parkett verklebt | 1-3 mm | Acryl (überstreichbar) | 7-10 mm | Fuge als Schattenfuge lassen |
Flur | Vinyl schwimmend | 0-2 mm sichtbar | Silikon, Randentkopplung | 7-10 mm | Keine starre Verbindung zum Boden |
Küche | Fliese | 3-5 mm | Silikon | 7-10 mm | Wischwasser berücksichtigen |
Bad / Dusche | Fliese | 5-10 mm | Nur Silikon | 5-7 mm (mit Dichtung) | Feuchtraumzarge bevorzugt |
Schallschutztür | Beliebig | 1-3 mm | Silikon | 0-3 mm (mit Absenkdichtung) | Schwelle oder Absenkdichtung zwingend |
Barrierefrei | Beliebig | 1-3 mm | Elastisch | 0-3 mm (Absenkdichtung) | Keine Stolperkante |
Noch ein wichtiger Punkt: Bei schwimmenden Böden darf die Zarge den Boden nicht „festklemmen“. Der Boden muss arbeiten können. Ideal ist, die Zargenfüße leicht zu unterkeilen und den Boden unter die Zarge zu schieben. Was sichtbar bleibt, ist dann nur eine hauchdünne, elastische Fuge.
Montage: Von der Höhe zur Fuge - so setzt du die Zarge richtig
Bevor du irgendeinen Keil setzt: Rechne die Montagehöhe. Das klingt trocken, spart dir aber Schleifen, Nachsägen und Ärger.
So bestimmst du die Unterkante Zargenfuß:
- Bodenaufbau ermitteln. Beispiel: Laminat 8 mm + Trittschall 2 mm = 10 mm. Fliese 9 mm inkl. Kleber? Rechne ehrlich, nicht „circa“.
- Rohboden prüfen. Ebenheit nach gängiger Toleranz (z. B. DIN 18202). Wenn’s auf 1 m mehr als 2-3 mm kippelt, ausgleichen.
- Nullhöhe markieren. Lege die spätere Oberkante fertiger Boden (OFF) an die Wand an. Von OFF gehst du 1-3 mm hoch für die Zargenfuge (trocken) oder 5-10 mm (feuchter Raum). Diese Markierung ist die Unterkante Zargenfuß.
- Zarge auspacken und anpassen. Bei Bedarf Füße minimal einkürzen (nicht zu viel!). In Feuchträumen die Schnittkante versiegeln.
- Setzen und ausrichten. Zarge mit Keilen auf die Markierung stellen. Mit Wasserwaage: Senkrecht in beide Richtungen, Falzflucht der Bänder prüfen. Spreizklötze setzen.
- Fixieren und ausschäumen. Niedrig expandierenden Montageschaum verwenden. Weniger ist mehr. Erst nach Herstellerzeit belastbar.
- Fuge schließen. Nach Aushärtung Keile raus, Fuge unten elastisch schließen: Trockenräume Acryl (überstreichbar), Feuchträume Silikon. Bei schwimmendem Boden: Trennfolie/PE-Schnur einlegen, damit nichts starr verklebt.
Eine einfache Faustformel, die ich mir in Wien angewöhnt habe:
Montagehöhe Unterkante Zarge = Rohboden + geplanter Bodenaufbau + (1-3 mm Trocken | 5-10 mm Nass).
Typische Bodenaufbauten, damit du schneller rechnen kannst:
- Laminat + Unterlage: 9-11 mm
- Vinyl schwimmend: 6-8 mm
- Parkett 2-Schicht verklebt: 10-13 mm
- Fliese mit Kleber: 8-12 mm
Pro-Tipps aus der Praxis:
- Absenkdichtung statt Spalt. Willst du Ruhe oder Geruchsstopp, nimm eine Absenkdichtung. Dann reicht 0-3 mm Bodenluft; die Dichtung fährt beim Schließen runter.
- Feuchtraumfüße. MDF-Zargen mögen kein Wasser. In Bad/WC Fußbereiche versiegeln oder Zargen mit wasserfestem Fußblock (Kunststoff) wählen.
- Bewegung lassen. Bei schwimmenden Böden nie beidseitig elastisch „festkleben“. Immer entkoppeln (z. B. Rundschnur als Hinterfüllung) und nur eine Seite „haften“ lassen.
- Schwelle mitdenken. Planst du eine Schwelle (Holz/Alu)? Die unterbricht die Bodenluft und kann Schallschutz/Luftdichtheit bringen. Barrierefrei? Dann ohne Stolperkante, mit Absenkdichtung arbeiten.
Eine kurze Checkliste, bevor du Schaum ansetzt:
- Stimmt die Berechnung vom Bodenaufbau?
- Ist der Rohboden eben genug?
- Hast du Fugenmaß (trocken/nass) markiert?
- Passt die geplante Bodenluft zum späteren Türblatt und Zweck (Lüftung vs. Schallschutz)?
- Ist Material für elastische Fuge da (Acryl/Silikon, Primer, Abklebeband)?
Fehler beheben, Sonderfälle, Mini‑FAQ
Niemand setzt jede Zarge perfekt. Wichtig ist, wie du nachbesserst, ohne neue Schäden zu bauen.
Problem: Spalt zu groß (sieht nach „Schlucht“ aus)
- Trockenraum: Mit farblich passender Dreieckleiste (Sockelfuß) arbeiten oder Fuge mit Hinterfüllschnur und hochwertigem Acryl kleiner „lesen“. Nicht kiloweise Dichtstoff reinschmieren.
- Feuchtraum: Hinterfüllschnur rein, saubere Dreikantfuge mit Silikon ziehen. Kanten gut abkleben, damit es gerade wird.
- Optik: Farblich zu Boden oder zur Zarge gehen, nicht dazwischen.
Problem: Spalt zu klein (Zarge sitzt auf)
- Einkürzen: Zargenfuß vorsichtig mit feiner Japansäge oder Multifunktionswerkzeug nachsägen. Schnittkante versiegeln.
- Schwimmender Boden drückt: Klemmt der Boden, Zargenfuß unterkeilen und Verbindung lösen. Trennlage einbringen.
Problem: Tür schleift, Bodenluft zu gering
- Türblatt unten kürzen: Nur im zulässigen Bereich des Herstellers. Kante neu versiegeln.
- Schwelle zu hoch: Flachere Schwelle oder Absenkdichtung erwägen.
Problem: Schallschutz ungenügend
- Türspalt unten dicht machen: Absenkdichtung nachrüsten oder feste Schwelle mit Dichtprofil.
- Zarge-Boden-Fuge dicht: Silikon statt Acryl, sauber geschlossen.
Problem: Wasser zieht in die Zarge
- Fuge prüfen: Silikon neu, breit genug (mind. 5 mm im Bad), mit Hinterfüllschnur.
- Zargenfuß tauschen oder mit wasserfestem Fußblock nachrüsten, wenn schon aufgequollen.
Mini‑FAQ
- Zarge auf Estrich oder auf fertigen Boden stellen? Auf fertige Höhen beziehen. Idealerweise Zarge nach Fertigbodenhöhe setzen. Wenn du vor dem Boden montierst, rechne den Bodenaufbau seriös ein und schützt die Füße.
- Wie groß muss die Fuge Zarge-Boden im Bad sein? 5-10 mm, mit Silikon. Wichtig: keine starre Verklebung mit Fliese.
- Acryl oder Silikon? Trockenräume: Acryl (überstreichbar). Feucht-/Nassräume: Silikon (beständiger). Immer eine Hinterfüllschnur nutzen, um Dreiflankenhaftung zu vermeiden.
- Ich brauche mehr Lüftung. Reicht eine große Bodenluft? Möglich (10-15 mm), aber optisch und akustisch nicht ideal. Besser: Überströmelement in der Tür oder Wandlüfter.
- Schwimmender Boden - darf ich die Fuge einfach zuschmieren? Nein. Der Boden muss arbeiten. Entkoppeln, Hinterfüllschnur rein, elastische Fuge nur an einer Flanke hafend.
- Welche Bodenluft gilt „normgerecht“? Bei vielen DIN‑18101‑Türsystemen sind ca. 7 mm üblich. Herstellerangaben gehen vor.
Fallbeispiele aus der Praxis
- Altbau mit schiefem Flur: Links passt’s, rechts sind 6 mm Luft. Lösung: Unterkante nach Lasermarke, Spalt sauber mit Silikon (Flur Vinyl) füllen. Türblatt unten mit 1-2 mm Nachschliff angleichen.
- Kleines Innen-WC ohne Zuluft: Statt 15 mm Bodenluft (zieht Staub) lieber 7 mm + Überström-Gitter im Türblatt. Mehr Privatsphäre, weniger Geruchsschleier in den Flur.
- Schallschutzzimmer Homeoffice: Bodenluft auf 2 mm, Absenkdichtung nachgerüstet, Zarge-Boden 2 mm Silikon. Ergebnis: hörbar ruhiger.
Checkliste „Bin ich fertig?“
- Zarge steht senkrecht, Bänder fluchten, Tür schließt ohne Reiben.
- Fuge Zarge-Boden elastisch, passend zum Raum (Acryl/Silikon), sauber abgezogen.
- Boden kann arbeiten (bei schwimmenden Belägen nicht eingeklemmt).
- Bodenluft erfüllt Zweck (Lüftung/Schallschutz). Falls nicht: Dichtung/Schwelle nachrüsten.
- Schnittkanten in Feuchträumen versiegelt, Feuchtschutz am Zargenfuß vorhanden.
Nächste Schritte / Troubleshooting nach Szenario
- Neubau, Boden noch nicht drin: Bodenaufbau exakt durchrechnen, Zarge mit Abstand setzen, später Fuge schließen. Provisorisch Schutzleisten anbringen.
- Sanierung mit vorhandener Zarge: Für Laminat/ Vinyl die Zarge unten unterfräsen, Boden „unter die Zarge“ laufen lassen. Vorteil: Null Stolperkante, elegante Optik.
- Mietwohnung, nur kleine Eingriffe erlaubt: Keine Schnitte an Zarge: Fuge mit Acryl sauber ziehen, Türblatt am unteren Rand minimal kürzen (Herstellerfreigabe prüfen), Filzgleiter testweise nutzen.
- Feuchtraum rottet die Zarge an: Silikonfuge erneuern, Fußbereich tauschen oder Feuchtraumzarge einsetzen. Übergangsweise Sockel aus PVC/Alu montieren.
- Schallschutz kurzfristig verbessern: Absenkdichtung zum Nachrüsten, Zugluftstopper als Sofortmaßnahme. Langfristig: dichte Schwelle, dichter Falz, ggf. schwereres Türblatt.
Kleines Extra aus dem Alltag hier in Wien: Ich markiere mir immer die OFF mit dem Laser im ganzen Geschoss. So siehst du auf einen Blick, wo Böden schwanken, und setzt alle Zargen auf eine Linie. Das spart bei den Sockelleisten später richtig Zeit - und Nerven.
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