Warum der richtige Bodenbelagskleber Ihre Gesundheit beeinflusst
Ein neuer Boden macht den Raum schön - aber der Kleber darunter kann Sie krank machen. Viele Menschen glauben, dass moderne Bodenbelagskleber unschädlich sind, weil sie nicht mehr nach Lösungsmittel riechen. Das ist ein Trugschluss. Selbst wasserbasierte Kleber können über Monate oder Jahre schädliche Stoffe abgeben, die sich im Hausstaub ansammeln und langsam in die Luft gelangen. Die Deutsche Umwelthilfe warnt: lösemittelarm ist nicht gleich schadstofffrei. Wer gesund bauen will, muss genau hinschauen - und nicht auf Werbeversprechen vertrauen.
Was macht einen Bodenbelagskleber emissionsarm?
Der höchste Standard für emissionsarme Kleber in Deutschland ist der Blauer Engel DE-UZ 113. Dieses Umweltzeichen prüft nicht nur die direkten Emissionen, sondern auch, wie viel schwerflüchtige organische Verbindungen (SVOC) über Jahre hinweg ausdünsten. Produkte mit diesem Siegel dürfen keine Weichmacher oder Formaldehyd in kritischen Mengen enthalten. Seit 2025 wurden die Anforderungen noch verschärft - besonders bei PVC-Klebern, die oft mit Weichmachern belastet sind.
Ein zweiter wichtiger Standard ist EMICODE 1 plus. Dieses Zertifikat stammt vom Institut für Baubiologie und prüft die Emissionen in einem klimatisierten Raum über 14 Tage. EMICODE 1 plus bedeutet: sehr emissionsarm. Produkte mit diesem Label sind oft die beste Wahl für Kinderzimmer, Schlafzimmer oder Allergiker-Wohnungen.
Vermeiden Sie Kleber, die nur mit „umweltfreundlich“ oder „niedrige Emissionen“ werben - ohne Zertifikat. Viele Hersteller nutzen das als Greenwashing. Ein Blick auf die Verpackung lohnt sich: Suchen Sie nach dem Blauen Engel oder dem EMICODE-Logo. Wenn Sie es nicht finden, fragen Sie den Händler nach dem Zertifikatsnummer.
Dispersionsleim vs. Furnierleim: Der entscheidende Unterschied
Nicht alle Kleber sind gleich. Es gibt zwei Haupttypen, die sich in ihrer Zusammensetzung und Wirkung grundlegend unterscheiden.
- Dispersionsleime (auch Weißleim genannt) bestehen hauptsächlich aus Wasser und Polyvinylacetat (PVAc). Sie sind lösemittelfrei, riechen kaum und härteten nach einigen Tagen nahezu schadstofffrei aus. Diese Kleber sind ideal für PVC, Vinyl, Linoleum und Teppichböden. Der BODENMEISTER Teppich- und PVC-Kleber mit EC1-Zertifizierung ist ein Beispiel für einen modernen, emissionsarmen Dispersionsleim.
- Furnierleime enthalten Harnstoff-Formaldehyd. Auch wenn sie trocken wirken, geben sie über Jahre hinweg Formaldehyd ab - ein krebserregender Stoff, der besonders in schlecht belüfteten Räumen problematisch ist. Diese Kleber sind für Holzfußböden wie Parkett gedacht, aber auch hier gibt es heute bessere Alternativen. Wer sich für Furnierleim entscheidet, sollte den Raum mindestens sechs Monate intensiv lüften.
Die Regel: Wenn Sie nicht unbedingt Holz verkleben müssen, greifen Sie zum Dispersionsleim. Er ist sicherer, einfacher zu verarbeiten und riecht nicht.
Haftkraft vs. Emissionen: Der Kompromiss, den Sie nicht machen müssen
Ein häufiger Irrglaube: Emissionsarme Kleber haften schlechter. Das stimmt nicht mehr. Früher musste man zwischen Gesundheit und Haltbarkeit wählen. Heute haben Hersteller wie Henkel, Sika und Knauf die Formeln komplett überarbeitet. Moderne Kleber mit Blauer Engel oder EMICODE 1 plus haften genauso stark wie alte Lösungsmittelprodukte - nur langsamer.
Der Nachteil: Sie brauchen mehr Zeit zum Aushärten. Während ein klassischer PVC-Kleber nach 4 Stunden begehbar war, sollten Sie bei einem emissionsarmen Kleber mindestens 12 bis 24 Stunden warten, bis Sie ihn betreten. Die volle Belastbarkeit für Möbel erreichen Sie erst nach 48 bis 72 Stunden. Wer das nicht beachtet, riskiert, dass der Boden sich verschiebt oder Blasen wirft.
Ein Tipp: Verlegen Sie den Boden nicht bei Temperaturen unter 5 °C. Viele Kleber verlieren bei Kälte ihre Haftkraft. Selbst frostbeständige Produkte, die bis -20 °C standhalten, brauchen eine Mindesttemperatur von 5 °C während der Verarbeitung. Das gilt auch für Terrassen oder Keller, die im Winter kalt sind.
Spezielle Anforderungen: Fußbodenheizung, Feuchträume und Außenbereich
Ein Boden mit Fußbodenheizung braucht einen speziellen Kleber. Normale Kleber reißen oder verlieren ihre Haftung, wenn sie ständig Temperaturschwankungen ausgesetzt sind. Suchen Sie nach Produkten, die explizit für Heizbodenverlegung geeignet sind. Knauf Flexkleber eXtra oder Mapei Ultralite sind hier bewährte Lösungen.
Im Badezimmer oder in der Küche brauchen Sie Kleber mit Feuchtigkeitsschutz. Nicht alle emissionsarmen Kleber sind wasserfest. Prüfen Sie die Produktbeschreibung: Suchen Sie nach „geeignet für Feuchträume“ oder „wasserbeständig“. Verwenden Sie niemals Standard-Kleber für Fliesen in der Dusche - das führt zu Schimmel und Ablösungen.
Für den Außenbereich - etwa eine Terrasse mit Holzdielen - brauchen Sie einen witterungsbeständigen Kleber. Hier reicht kein Dispersionsleim. Spezialprodukte wie Oase für Teichfolien oder Adeco adgrip für Schlauchboote sind dafür entwickelt. Aber Vorsicht: Die meisten emissionsarmen Kleber sind nur für Innenräume zugelassen. Außenverlegungen brauchen andere Lösungen.
Was Sie vor der Verlegung unbedingt beachten müssen
- Untergrund vorbereiten: Staub, Fett, alte Klebereste - alles muss weg. Ein sauberer, trockener, fester Untergrund ist die Grundlage für eine dauerhafte Verklebung. Nutzen Sie einen Bodenreiniger, nicht nur Staubsauger.
- Grundieren: Bei porösen Untergründen wie Gipskarton oder altem Estrich hilft eine spezielle Grundierung. Sie verhindert, dass der Kleber zu schnell einzieht und nicht haftet.
- Verarbeitungstemperatur: 15-25 °C sind ideal. Kälter als 5 °C? Dann warten Sie. Wärmer als 30 °C? Dann wird der Kleber zu schnell trocken - und haftet schlecht.
- Lüften: Auch bei emissionsarmen Klebern: Lüften Sie 2-3 Tage nach der Verlegung mehrmals täglich. Die ersten Emissionen treten in den ersten 72 Stunden auf.
Für Laien: Planen Sie 2-3 Stunden Einarbeitungszeit ein. Profis schaffen es in 1-2 Stunden. Aber nur, wenn alles vorbereitet ist.
Marktübersicht: Wer macht was?
Sechs Unternehmen kontrollieren 65 % des deutschen Marktes für Bodenbelagskleber: Henkel (Pattex), Sika, Mapei, Knauf, Bostik und 3M. Bei den emissionsarmen Produkten führen Knauf und Mapei mit Zertifikaten wie Blauer Engel und EMICODE 1 plus. Henkel hat seine Pattex-Reihe komplett auf lösemittelfrei umgestellt - fast alle neuen Produkte tragen jetzt EC1 oder EMICODE 1 plus.
Im privaten Bereich nutzen nur 43 % der Heimwerker emissionsarme Kleber. In der Profi-Branche sind es 78 %. Warum? Weil Handwerker wissen: Ein schlecht verlegter Boden kostet mehr Geld als ein teurerer Kleber. Und wer mit einem Blauen-Engel-Kleber arbeitet, kann auch Garantien geben - für den Kunden und für sich selbst.
Die Zukunft: Bio-Kleber und neue Technologien
Die Forschung geht weiter. Seit 2025 sind erste Produkte auf pflanzlicher Harzbasis für Holzfußböden verfügbar. Sie ersetzen synthetische Kunststoffe durch nachwachsende Rohstoffe wie Leinöl oder Kastanienextrakt. Noch sind sie teurer - aber sie haben eine bessere CO₂-Bilanz und emittieren fast nichts.
Das Umweltbundesamt prognostiziert: Bis 2030 werden 92 % der professionellen Verleger und 75 % der Privatleute nur noch emissionsarme Kleber verwenden. Der Markt wächst jährlich um 6,2 %. Der Trend ist klar: Wer heute noch lösemittelhaltige Kleber kauft, kauft eine veraltete Technologie.
Was tun, wenn Sie schon einen falschen Kleber verwendet haben?
Wenn Sie einen Standard-PVC-Kleber verwendet haben, der nicht emissionsarm ist, ist es nicht zu spät. Lüften Sie intensiv - mindestens 2-3 Wochen, mehrmals täglich. Nutzen Sie einen Luftreiniger mit Aktivkohlefilter, der VOCs bindet. Testen Sie die Raumluft mit einem einfachen VOC-Messgerät (ab 50 € im Handel). Wenn der Wert über 300 µg/m³ liegt, sollten Sie weiter lüften oder einen Fachmann hinzuziehen.
Ein Tipp: Viele Hersteller bieten Rücknahmeprogramme an. Wenn Sie den Kleber noch haben, fragen Sie beim Hersteller nach - manchmal gibt es kostenlose Beratung oder sogar Ersatz.
Fazit: Gesundheit geht vor - und Haftung ist kein Problem
Wählen Sie einen Bodenbelagskleber nicht nach Preis, sondern nach Zertifikat. Blauer Engel oder EMICODE 1 plus sind die einzigen verlässlichen Kennzeichen. Dispersionsleime sind die beste Wahl für fast alle Bodenbeläge - außer Sie verlegen echtes Parkett mit klassischer Methode. Dann gibt es spezielle bio-basierte Alternativen.
Die längere Trockenzeit ist kein Nachteil, sondern eine Sicherheitsmaßnahme. Wer schnell will, sollte schwimmend verlegen - also ohne Kleber. Das geht bei Vinyl, LVT und vielen Teppichböden. Nur so vermeiden Sie Emissionen komplett.
Ein guter Kleber ist unsichtbar. Aber er bestimmt, wie lange Sie in Ihrem Zuhause atmen können - ohne Angst vor Schadstoffen.
Welcher Bodenbelagskleber ist am emissionsärmsten?
Der am emissionsärmsten ist ein Kleber mit dem Blauen Engel DE-UZ 113 oder der EMICODE 1 plus-Zertifizierung. Beide Prüfungen messen nicht nur die direkten Emissionen, sondern auch die langfristige Abgabe von schwerflüchtigen Stoffen. Produkte wie der BODENMEISTER Teppich- und PVC-Kleber oder der Knauf Flexkleber eXtra erfüllen diese Standards und sind für Innenräume ideal.
Kann ich emissionsarmen Kleber auch in der Küche verwenden?
Ja, aber nur wenn der Kleber explizit für Feuchträume geeignet ist. Nicht alle emissionsarmen Kleber sind wasserfest. Suchen Sie auf der Verpackung nach „geeignet für Badezimmer“ oder „wasserbeständig“. Für Fliesen in der Küche oder am Spülenbereich sollten Sie spezielle Natursteinkleber verwenden, die auch bei hoher Luftfeuchtigkeit haften bleiben.
Warum haftet mein Boden nicht, obwohl ich einen guten Kleber verwendet habe?
Die häufigste Ursache ist ein schlecht vorbereiteter Untergrund. Staub, Fett oder alte Klebereste verhindern die Haftung. Auch zu niedrige Temperaturen (unter 5 °C) oder zu hohe Luftfeuchtigkeit können die Aushärtung stören. Prüfen Sie, ob Sie den Untergrund gründlich gereinigt und gegebenenfalls grundiert haben. Bei Holz oder Gipskarton ist eine Grundierung oft notwendig.
Muss ich nach der Verlegung mit Geruch rechnen?
Bei emissionsarmen Klebern mit Blauer Engel oder EMICODE 1 plus ist der Geruch meist nur schwach und verschwindet innerhalb von 24-48 Stunden. Im Gegensatz zu alten Lösungsmittelklebern riecht es nicht nach Chemie, sondern oft nur leicht nach „neuem Papier“ oder „frischem Holz“. Wenn es stark riecht, könnte es sich um einen falschen Kleber handeln - oder er wurde bei zu niedriger Temperatur verarbeitet.
Ist ein emissionsarmer Kleber teurer?
Ja, aber nur leicht. Ein Liter emissionsarmer Kleber kostet etwa 1-3 € mehr als ein Standardprodukt. Bei einer typischen Wohnzimmerverlegung (ca. 20 m²) macht das weniger als 20 € aus. Im Vergleich zu den möglichen Gesundheitskosten oder der Notwendigkeit, den Boden später wieder zu entfernen, ist das eine geringe Investition. Außerdem sind emissionsarme Kleber oft leichter zu verarbeiten - was Zeit und Arbeit spart.
Was ist der Unterschied zwischen EC1 und EMICODE 1 plus?
EC1 ist eine Kennzeichnung für niedrige Emissionen, die von der europäischen Industrie verwendet wird. EMICODE 1 plus ist strenger und wird vom Institut für Baubiologie vergeben. EMICODE 1 plus prüft nicht nur die Emissionen, sondern auch die Langzeitstabilität und die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe. EMICODE 1 plus ist der bessere, verlässlichere Standard für gesundes Bauen.
