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Objektfotografie im Immobilienverkauf: Die richtige Technik, Perspektiven und was Sie unbedingt vermeiden müssen
  • Von Johann Kranz
  • 9/11/25
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Ein Haus oder eine Wohnung wird nicht durch eine gute Beschreibung verkauft, sondern durch das erste Bild. Wer heute eine Immobilie anbietet, muss verstehen: Objektfotografie ist kein Luxus, sondern die entscheidende Waffe im Verkauf. Studien zeigen, dass potenzielle Käufer innerhalb von zwei bis drei Sekunden entscheiden, ob sie sich weiter mit einem Angebot beschäftigen - oder klicken. Und das erste, was sie sehen, ist das Foto. Kein Text, kein Preis, keine Adresse. Nur das Bild.

Warum professionelle Fotos so viel ausmachen

Ein gut gemachtes Foto ist kein schönes Detail. Es ist ein Verkaufsinstrument. Laut INA&Associates erhöhen professionell fotografierte Immobilien die Verkaufswahrscheinlichkeit um bis zu 50%. Die Vermarktungszeit sinkt durchschnittlich um 32 Tage. Und die Verkaufspreise steigen um 5 bis 10%. Das ist kein Zufall. Das ist System.

Wenn ein Käufer auf ImmobilienScout24 oder eBay Kleinanzeigen stöbert, sieht er Hunderte von Angeboten. Die meisten davon sind mit Smartphone-Fotos aufgenommen. Dunkle Wohnzimmer. Schiefe Horizonte. Verzerrte Wände. Und dann kommt ein Foto, das sauber, hell und räumlich wirkt - plötzlich bleibt er hängen. Nicht weil es teuer war. Sondern weil es vertrauenswürdig wirkt.

92% aller Immobilienanzeigen auf den großen Plattformen nutzen heute professionelle Fotos. Nur 8% setzen auf Smartphones. Und die 8%? Die verkaufen langsamer. Und oft zu niedrigeren Preisen.

Die richtige Ausrüstung: Was wirklich zählt

Sie brauchen kein teures Studio. Aber Sie brauchen das Richtige.

  • Kamera: Eine spiegellose Systemkamera mit mindestens 24 Megapixeln ist der Mindeststandard. Modelle wie die Sony Alpha 6000-Serie liefern bei guter Beleuchtung Ergebnisse, die fast an DSLRs heranreichen - und kosten 70% weniger.
  • Objektiv: Ein Weitwinkelobjektiv mit 18-24 mm Brennweite ist Pflicht für Innenräume. Zu eng (über 30 mm), und die Räume wirken klapprig. Zu weit (unter 16 mm), und die Wände biegen sich wie in einem Spiegelkabinett. Christian Schmid von Marketing-Butler warnt: "Weitwinkel unter 16 mm verfälschen das Raumgefühl. Das ist nicht professionell. Das ist irreführend."
  • Stativ: Ohne Stativ keine scharfen Bilder bei längeren Belichtungszeiten. Und ohne scharfe Bilder keine Vertrauensbasis. Selbst die beste Kamera nutzt nichts, wenn das Bild verschwimmt.
  • Beleuchtung: Keine Blitzlichter direkt ins Auge. Stattdessen: externe Blitze mit Softboxen oder Reflektoren. Der aktuelle Goldstandard ist die Flambient-Technik - eine Mischung aus natürlichem Tageslicht und gezielter künstlicher Beleuchtung. So wirkt der Raum hell, aber nicht künstlich. Nicht überstrahlt. Nicht wie ein Studio.
Fotograf stellt eine Systemkamera mit Weitwinkelobjektiv und Softbox auf Stativ ein, um ein modernes Wohnzimmer optimal auszuleuchten.

Was Sie unbedingt vermeiden müssen (Do’s and Don’ts)

Es gibt Regeln, die jeder Immobilienfotograf kennen muss. Und es gibt Fehler, die jedes Jahr tausende von Verkäufen sabotieren.

Do’s:

  • Fotografieren Sie im 45-Grad-Winkel. Das betont die Raumtiefe. Ein Zimmer sieht nicht nur groß aus - es wirkt einladend.
  • Verwenden Sie mindestens drei Belichtungsstufen für HDR. HDR (High Dynamic Range) fängt Licht und Schatten gleichzeitig ein. So wird die Küche nicht dunkel, wenn das Fenster hell ist. Und das Fenster wird nicht zu einer weißen Fläche.
  • Räume vorher aufräumen und dekorieren. Homestaging erhöht das Kaufinteresse laut Pixolum um 28%. Ein paar Kissen, ein Blumentopf, ein ordentlich gedeckter Tisch - das macht den Unterschied.
  • Fotografieren Sie bei Tageslicht. Am besten zwischen 10 und 16 Uhr. Dann ist das Licht weich, aber stark genug.

Don’ts:

  • Niemals direkt gegen Fenster fotografieren. Das blendet. Das verwischt. Das macht den Raum leer.
  • Keine automatischen Smartphone-Bearbeitungen nutzen. Die Algorithmen machen Farben grell, Kontraste unnatürlich. Ein grauer Boden wird plötzlich orange. Ein weißer Wandbelag wird blau. Das ist kein Marketing. Das ist Betrug.
  • Keine übertriebene Nachbearbeitung. Thomas Weber, Fotograf aus Hamburg, sagt: "Mehr als 30% Helligkeitskorrektur wirkt unecht. Käufer kommen zur Besichtigung und denken: Das ist doch gar nicht so. Und dann vertrauen sie nicht mehr."
  • Nicht ohne Stativ arbeiten. Selbst bei gutem Licht: Ein leichtes Zittern reicht, um ein Bild unprofessionell wirken zu lassen.

Professionell oder selbst gemacht? Die Kosten-Nutzen-Rechnung

Ein Makler, der selbst fotografiert, spart Geld. Aber verliert vielleicht den Verkauf.

  • Professionelle Fotografen: Kosten zwischen 150 und 500 Euro pro Objekt - je nach Größe und Aufwand. In Hochsaison (Frühjahr, Sommer) kann die Wartezeit bis zu 14 Tage betragen.
  • Selbstfotografie: Kosten nahe null - aber nur, wenn Sie die richtige Ausrüstung haben. Wer mit einem Smartphone arbeitet, verliert bei Immobilien über 500.000 € fast automatisch. Die Käufer erkennen es sofort.
Statistiken zeigen: 82% der Makler, die professionelle Fotografen beauftragen, sind mit der höheren Verkaufsrate zufrieden. 45% der Selbstfotografen hingegen kämpfen mit schlecht beleuchteten Räumen, schiefen Wänden und unklaren Perspektiven.

Ein Makler aus München berichtete auf Pixolum: "Ich habe 300 Euro für Fotos ausgegeben. Erhielt 7 Besichtigungstermine statt 2-3. Die Immobilie wurde nach 18 Tagen verkauft - und 8% über dem Angebot. Das war die beste Investition dieses Jahres." Vergleich: links ein schlechtes Smartphone-Foto, rechts ein professionelles Immobilienfoto — Kontrast zwischen unprofessionell und vertrauenswürdig.

Die Zukunft: KI, 360° und die Grenzen der Digitalisierung

Die Technik entwickelt sich schnell. KI-Tools wie Adobe Sensei korrigieren jetzt automatisch Verzerrungen und optimieren Lichtverhältnisse. 360°-Rundgänge werden immer häufiger - 35% der Anzeigen nutzen sie bereits. Bis 2025 sollen es 65% sein.

Aber hier liegt die Gefahr: KI kann zu viel tun. Sie kann Wände "verbessern", die nie da waren. Sie kann alte Bodenbeläge in modernen Stein verwandeln. Sie kann Möbel verschwinden lassen, die noch im Raum stehen.

Thomas Weber warnt: "Im Jahr 2023 haben 22% der Makler über unecht wirkende KI-optimierte Bilder geklagt. Käufer fühlten sich getäuscht. Das führt zu Vertrauensverlust. Und Vertrauensverlust bedeutet: Kein Verkauf." Die Lösung? KI als Hilfsmittel - nicht als Ersatz. Die Flambient-Technik bleibt der Standard. Die klare Perspektive bleibt die Grundlage. Die Echtheit bleibt der Schlüssel.

Was Sie jetzt tun können

Sie brauchen kein Fotografie-Studium. Aber Sie brauchen klare Regeln.

  1. Reinigen und räumen. Der Raum muss bereit sein, bevor die Kamera kommt.
  2. Wählen Sie den richtigen Zeitpunkt. Tageslicht. Keine Dunkelheit. Keine künstliche Überbeleuchtung.
  3. Verwenden Sie ein Stativ. Selbst wenn Sie denken, das Licht ist gut genug.
  4. Fotografieren Sie im 45-Grad-Winkel. Und nutzen Sie Weitwinkel zwischen 18 und 24 mm.
  5. Verwenden Sie HDR mit mindestens drei Belichtungsstufen. Keine Einzelbelichtung.
  6. Bearbeiten Sie sparsam. Maximal 30% Helligkeitskorrektur. Farben müssen natürlich bleiben.
  7. Prüfen Sie das Ergebnis mit kritischem Auge. Würden Sie in dieses Zimmer einziehen? Wenn nein - dann ist das Foto nicht gut genug.
Die Zeit, in der man mit einem Smartphone eine Wohnung verkaufen konnte, ist vorbei. Wer heute erfolgreich ist, arbeitet mit klaren Standards. Mit Technik. Mit Erfahrung. Und mit Respekt vor dem, was er verkauft: einem Zuhause.

Wie viel kostet eine professionelle Objektfotografie für eine Wohnung?

Die Kosten liegen zwischen 150 und 500 Euro pro Objekt, abhängig von der Größe, der Anzahl der Räume und dem Aufwand. Kleinere Wohnungen (unter 80 m²) kosten meist 150-250 Euro, größere oder luxuriöse Immobilien (über 150 m²) können bis zu 500 Euro kosten. In Hochsaison (Frühjahr/Sommer) kann die Wartezeit bis zu zwei Wochen betragen.

Kann ich mit meinem Smartphone gute Immobilienfotos machen?

Bei sehr kleinen Wohnungen (unter 80 m²) und einfachen Lichtverhältnissen können Smartphone-Fotos akzeptable Ergebnisse liefern. Aber bei Immobilien über 500.000 Euro oder bei Räumen mit schlechter Beleuchtung sind sie kaum noch verwendbar. Die meisten Käufer erkennen sofort, wenn ein Foto mit einem Smartphone aufgenommen wurde - und vertrauen dem Angebot weniger. Professionelle Kameras mit Weitwinkelobjektiven und stativgestützter Belichtung sind hier unverzichtbar.

Was ist die Flambient-Technik und warum ist sie wichtig?

Die Flambient-Technik kombiniert natürliches Tageslicht mit gezielter künstlicher Beleuchtung. Sie sorgt dafür, dass Räume hell und einladend wirken, ohne künstlich oder überstrahlt zu wirken. Im Gegensatz zu reinen Blitzlichtern oder übertriebenem HDR bewahrt sie die natürliche Atmosphäre des Raumes. Sie gilt als aktueller Goldstandard in der Immobilienfotografie und wird von Branchenverbänden und führenden Fotografen empfohlen.

Wie lange dauert eine professionelle Immobilienfotografie?

Ein typischer Auftrag dauert zwischen 90 und 120 Minuten, inklusive Vorbereitung und Einrichten der Ausrüstung. Erfahrene Fotografen können diesen Prozess auf 60 Minuten reduzieren, wenn die Wohnung bereits geräumt und vorbereitet ist. Die Nachbearbeitung der Fotos dauert zusätzlich 1-3 Stunden, je nach Komplexität der Lichtsituationen.

Warum wirken einige Immobilienfotos "unecht"?

Das liegt oft an übertriebener Bildbearbeitung - besonders mit KI-Tools oder zu starkem HDR. Wenn die Helligkeit um mehr als 30% erhöht wird, wenn Farben unnatürlich verschoben werden oder wenn Möbel und Wände digital verändert werden, entsteht ein falscher Eindruck. Käufer kommen zur Besichtigung und fühlen sich getäuscht. Das führt nicht nur zu enttäuschten Interessenten, sondern auch zu Vertrauensverlust, der den Verkauf gefährdet.

Sollte ich vor der Fotografie ein Homestaging buchen?

Ja, besonders bei größeren oder älteren Immobilien. Homestaging - also die professionelle Einrichtung und Dekoration des Raumes - steigert das Kaufinteresse laut Pixolum um 28%. Es kostet ab 200 Euro pro Raum, aber die Rendite ist hoch: schnellere Verkäufe, höhere Preise und mehr Besichtigungen. Ein gut gestalteter Raum wirkt nicht nur größer - er wirkt lebendig und wohnlich.

Was ist der Unterschied zwischen DSLR und Systemkamera für Immobilienfotos?

Beide Kameras liefern ähnliche Bildqualität. Der Hauptunterschied liegt im Gewicht und Preis. DSLRs sind robust, aber schwerer und teurer. Systemkameras wie die Sony Alpha-Serie sind leichter, kompakter und bis zu 70% günstiger - und bieten trotzdem hohe Auflösung, gute Low-Light-Leistung und kompatible Weitwinkelobjektive. Für Immobilienfotografen sind Systemkameras heute die praktischere und kostengünstigere Wahl.

Objektfotografie im Immobilienverkauf: Die richtige Technik, Perspektiven und was Sie unbedingt vermeiden müssen
Johann Kranz

Autor

Ich bin ein erfahrener Tischlermeister aus Wien und spezialisiere mich auf die Herstellung und Installation von Innentüren. Meine Leidenschaft für das Handwerk zeigt sich in jeder Tür, die ich herstelle. Neben meiner Arbeit genieße ich es, Artikel über verschiedene Aspekte und Trends im Bereich Innentüren zu schreiben.