Ein KNX-System ist nicht einfach eine Smart-Home-Lösung - es ist die langfristige Infrastruktur für Ihr ganzes Haus. Wenn Sie ein neues Haus bauen oder gründlich sanieren, ist KNX die einzige Technologie, die über Jahrzehnte hinweg funktioniert, ohne dass Sie alles neu verlegen müssen. Andere Systeme wie Homematic IP oder Loxone funktionieren gut, aber sie sind wie Möbel: man kann sie austauschen. KNX ist wie die Elektrik in den Wänden - einmal richtig installiert, bleibt es für 30 Jahre oder länger. Und das ist der entscheidende Unterschied.
Was ist KNX wirklich?
KNX ist kein Produkt von einem einzigen Hersteller. Es ist ein offener Standard, entwickelt von mehr als 500 Unternehmen weltweit. Entstanden 1999 aus der Fusion von EIB, BatiBUS und EHS, ist es heute der einzige ISO-zertifizierte Standard für Gebäudeautomation. Das bedeutet: Sie können Lichtschalter von Siemens, Jalousiesteuerungen von Gira, Temperatursensoren von Siemens und Heizungsregler von Honeywell in einem einzigen System verbinden. Sie sind alle kompatibel. Kein Hersteller hält Sie gefangen. Das ist kein Marketing-Gimmick - das ist technische Realität.
Im Gegensatz zu Funklösungen, die über WLAN oder Zigbee kommunizieren, nutzt KNX eine feste Verkabelung. Ein spezielles grünes Buskabel - Typ A, CY-J 110x2x0.8 - verbindet alle Geräte. Es trägt nicht nur Strom, sondern auch die Steuerungssignale. Das macht das System extrem störfest. Keine WLAN-Blackouts, keine Funkstörungen durch Mikrowellen oder Nachbar-Smart-Home-Systeme. In einem Mehrfamilienhaus in Wien, das 2021 mit KNX ausgestattet wurde, gab es in den ersten drei Jahren keinen einzigen Ausfall. Nicht einmal bei Gewittern mit starken elektrischen Störungen.
Wie funktioniert ein KNX-System technisch?
Ein KNX-System ist dezentral. Jedes Gerät - ob Lichtschalter, Temperatursensor oder Jalousieaktor - hat einen eigenen kleinen Computer drin. Das ist wichtig. Wenn ein Schalter kaputtgeht, bleibt das Licht in anderen Räumen an. Die Heizung läuft weiter. Die Alarmanlage funktioniert. Das ist kein theoretisches Feature - das ist das, was Familien in der Praxis brauchen. Kein zentraler Server, der alles kontrolliert und bei Ausfall das ganze Haus lahmlegt.
Die Technik ist einfach: Ein Bussegment darf maximal 350 Meter lang sein und bis zu 64 Geräte verbinden. Für größere Häuser verbinden Sie mehrere Segmente mit Linienkopplern. Die maximale Gesamtlänge beträgt 1000 Meter. Die Datenrate ist mit 9600 Bit/s langsam - aber für Licht, Heizung und Jalousien völlig ausreichend. Sie brauchen keine Gigabit-Verbindung, um eine Lampe einzuschalten.
Die Programmierung läuft über die ETS-Software - die Engineering Tool Software. Es gibt drei Versionen: ETS Professional (kostenpflichtig, ab 495 €), ETS Home (kostenlos für Endnutzer) und ETS Cloud (ab 19,90 €/Monat). Die aktuelle Version ist 6.0.1, die für Windows 10 oder höher läuft. Sie brauchen mindestens 4 GB RAM und 5 GB Speicher. Aber hier liegt die erste große Falle: ETS ist nicht intuitiv. Sie ist kein App-Store-Tool. Sie ist ein Werkzeug für Fachleute. Wer glaubt, er könne es sich selbst beibringen, ohne Vorkenntnisse, läuft Gefahr, wochenlang an Fehlern zu knabbern.
Planung: Der entscheidende Schritt
Die meisten Misserfolge bei KNX-Systemen passieren nicht bei der Installation, sondern bei der Planung. Ein Nutzer auf Reddit beschrieb, wie sein selbstgeplantes System drei Wochen lang nicht funktionierte - nur weil er die Bussegmente falsch dimensioniert hatte. Ein Profi hätte das in zwei Stunden gefunden.
Die Planung hat fünf Phasen:
- Bedarfsanalyse: Was soll das System tun? Lichtsteuerung? Heizungsregelung? Jalousien? Alarmanlage? Video-Intercom? Alles zusammen? Hier müssen Sie genau überlegen, was Sie wirklich brauchen - nicht was der Verkäufer Ihnen verkaufen will. Durchschnittlich dauert diese Phase 10-15 Stunden.
- Systemplanung: Wo kommen welche Geräte hin? Welche Bussegmente werden benötigt? Wie wird die Stromversorgung aufgeteilt? Wie viele Geräte pro Segment? Wie wird die Dokumentation geführt? Diese Phase kostet 20-30 Stunden - und ist die teuerste, weil sie Fachwissen erfordert.
- Installation: Das Kabel wird verlegt, die Geräte montiert, die Verteiler installiert. In einem Einfamilienhaus dauert das 1-3 Wochen, je nach Größe und Komplexität.
- Inbetriebnahme: Die ETS-Software wird mit dem System verbunden. Alle Geräte werden adressiert, Programme hochgeladen, Funktionen getestet. 15-25 Stunden Arbeit.
- Übergabe und Einweisung: Sie lernen, wie Sie das System bedienen - über Taster, App oder Sprachsteuerung. 4-8 Stunden.
Ein entscheidender Tipp von Elektrikern: Verwenden Sie immer Reihenklemmen im Stromkreisverteiler. So können Sie später neue Geräte nachrüsten, ohne alles neu zu verlegen. Legen Sie Buskabel und Stromleitungen mindestens 20 cm auseinander - sonst entstehen Störungen. Beschriften Sie jede Busadresse klar. Und installieren Sie Überspannungsschutz - besonders bei Gewittern in der Region Wien.
Kosten: Was kostet ein KNX-System?
KNX ist teurer als Funklösungen - das ist Fakt. Bei Neubauten liegen die Kosten für das KNX-System bei 5-8 % der gesamten Elektroinstallation. Das klingt viel, aber vergleichen Sie es mit der Lebensdauer: Ein KNX-System hält 30-40 Jahre. Ein Homematic-IP-System - 10-15 Jahre. Danach müssen Sie neu kaufen, neu verlegen, neu programmieren.
Bei Sanierungen ist der Aufwand höher: 10-15 % zusätzliche Kosten, weil das Kabel in bestehenden Wänden verlegt werden muss. Das ist aufwendig. Deshalb setzen nur 35 % der Sanierungen auf KNX - die meisten greifen auf Funk zurück. Aber wenn Sie planen, das Haus in 20 Jahren noch zu verkaufen: KNX erhöht den Wert. Es ist ein Verkaufsargument.
Ein Test der Fachzeitschrift ElektroPraktiker zeigte: Bei Systemen mit über 100 Geräten ist KNX 25 % stabiler als Funklösungen. Das ist kein Zufall. Die feste Verkabelung ist einfach zuverlässiger. Und wenn Sie später einen anderen Hersteller wählen - kein Problem. Sie tauschen nur die Geräte aus, nicht das System.
KNX vs. Funk: Was ist besser?
| Merkmale | KNX | Funklösungen (z. B. Homematic IP, Loxone) |
|---|---|---|
| Verkabelung | Feste Busleitung (grün) | Keine Verkabelung nötig |
| Störsicherheit | Hoch - keine Interferenzen | Mäßig - anfällig für WLAN-Störungen |
| Lebensdauer | 30-40 Jahre | 10-15 Jahre |
| Installation | Teurer, aufwendig, nur bei Neubau/Sanierung | Schnell, einfach, für Bestandsbauten ideal |
| Benutzerfreundlichkeit | 2,8 von 5 Punkten (Stiftung Warentest) | 4,2 von 5 Punkten |
| Herstellerunabhängigkeit | Ja - über 500 Hersteller | Nein - meist proprietär |
| Erweiterbarkeit | Sehr gut - ohne Umbau | Begrenzt - je nach System |
Wenn Sie ein neues Haus bauen - wählen Sie KNX. Wenn Sie eine Wohnung sanieren und schnell etwas haben wollen - nehmen Sie Funk. Aber wenn Sie langfristig denken, ist KNX die einzige echte Investition.
Wer sollte KNX planen?
Die Zahlen sprechen für sich: 65 % der selbstgeplanten KNX-Systeme brauchen nachträgliche Anpassungen - und die kosten bis zu 20 % der Gesamtkosten. Ein zertifizierter KNX-Planer kostet mehr - aber er vermeidet teure Fehler. Laut ERT Elektrotechnik spart eine professionelle Planung bis zu 300 % der Kosten, die bei Nachbesserungen entstehen.
Ein Elektriker braucht durchschnittlich 120 Stunden Schulung, um zertifiziert zu werden. Das ist kein Kurs am Wochenende. Das ist Berufsausbildung. Und das zeigt sich in der Qualität. Laut einer Umfrage von Voltus.de sind 78 % der Nutzer mit professionell geplanten Systemen zufrieden. Nur 42 % der Selbstplaner.
Die offizielle KNX-Partner-Suche listet 1.247 zertifizierte Partner in Deutschland. Nutzen Sie sie. Suchen Sie nicht nach dem billigsten Angebot. Suchen Sie nach einem, der mehrere KNX-Projekte in Ihrer Region gemacht hat. Fragen Sie nach Referenzen. Schauen Sie sich an, wie die Dokumentation aussieht. Ein guter Planer hinterlässt klare Pläne - nicht nur eine App-Verbindung.
Aktuelle Entwicklungen und Zukunft
KNX entwickelt sich weiter. Mit KNX IoT können Sie Ihr System sicher mit der Cloud verbinden - ohne die dezentrale Architektur zu opfern. Mit KNX Secure 2.0, das ab Ende 2023 verfügbar ist, bekommen Sie AES-256-Verschlüsselung. Das ist Bank-Level-Sicherheit.
Die neue ETS 6.1, die im ersten Quartal 2024 erscheint, wird eine einfachere Benutzeroberfläche für Einsteiger haben. Das ist ein wichtiger Schritt. Die Kritik, dass KNX zu komplex sei, wird langsam ernst genommen.
Und die Zukunft? KNX ist der einzige Standard, der sich an die Anforderungen der Energieeffizienz anpasst. Das KNX Green Programm zielt bis 2025 auf eine 30 %ige Reduktion des Energieverbrauchs der Systeme ab. Das ist kein Marketing - das ist eine technische Verpflichtung. In einem Land wie Österreich, das auf Nachhaltigkeit setzt, ist das ein klarer Vorteil.
Ein Bericht des Fraunhofer-Instituts bestätigt: KNX hat eine technische Lebensdauer von mindestens 25 Jahren - selbst wenn sich die Technik weiterentwickelt. Das ist kein Hype. Das ist Fakt.
Was bleibt?
KNX ist nicht für jeden. Es ist nicht billig. Es ist nicht einfach. Es erfordert Planung, Geduld und oft einen Profi. Aber wenn Sie ein Haus bauen - oder sanieren - und wollen, dass es in 20 Jahren noch funktioniert, ohne dass Sie alles neu kaufen müssen, dann ist KNX die einzige Wahl.
Es ist kein Trend. Es ist die Infrastruktur der Zukunft. Und wer heute darauf setzt, spart morgen Geld - und Nerven.
Kann ich ein KNX-System selbst planen und installieren?
Technisch ja - aber praktisch nicht empfehlenswert. Die ETS-Software ist komplex, die Verkabelung muss exakt geplant werden, und Fehler in der Topologie führen oft zu monatelangen Fehlersuchen. Selbst erfahrene Elektriker brauchen 120 Stunden Schulung, um zertifiziert zu werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr System nach der Inbetriebnahme funktioniert, steigt von 42 % auf 78 %, wenn ein Profi die Planung übernimmt.
Ist KNX auch für kleine Wohnungen geeignet?
Ja - aber nur, wenn Sie langfristig denken. Ein KNX-System für eine 60-m²-Wohnung kostet nicht viel weniger als für ein Haus. Der Vorteil liegt in der Erweiterbarkeit: Wenn Sie später umziehen und mehr Platz brauchen, können Sie das System einfach erweitern. Für eine kleine Wohnung, die Sie nur 5 Jahre bewohnen, ist KNX überdimensioniert. Für eine Wohnung, die Sie 20 Jahre behalten, ist es die beste Investition.
Wie viel kostet die ETS-Software?
ETS Home ist kostenlos für Endnutzer - aber nur zur Überwachung und Bedienung. Für die Planung und Programmierung brauchen Sie ETS Professional (ab 495 € einmalig) oder ETS Cloud (ab 19,90 €/Monat). Die kostenpflichtigen Versionen sind notwendig, um Geräte zu konfigurieren, Busadressen zuzuweisen und Programme zu schreiben. Die kostenlose Version kann das nicht.
Kann ich KNX mit Sprachsteuerung verbinden?
Ja - aber nicht direkt. KNX kommuniziert nicht mit Alexa oder Google Home. Sie brauchen einen Gateway, wie den KNX IP Interface von Gira oder Siemens. Dieser verbindet das KNX-Bus-System mit Ihrem WLAN. Danach können Sie Sprachbefehle nutzen - aber die Steuerung läuft immer noch über das KNX-System. Die Sprachsteuerung ist nur eine Oberfläche, nicht die Logik.
Wie sicher ist KNX vor Hackerangriffen?
KNX ist sehr sicher - vorausgesetzt, Sie nutzen KNX Secure 2.0. Die Verkabelung selbst ist schwer zu angreifen, weil kein WLAN oder Bluetooth genutzt wird. Die neue Verschlüsselung mit AES-256 schützt die Kommunikation zwischen den Geräten. Wenn Sie einen IP-Gateway nutzen, ist der Angriffspunkt dort. Aber das ist bei allen Smart-Home-Systemen so. Die Kern-Technologie von KNX ist eine der sichersten im Markt.
Was passiert, wenn der Strom ausfällt?
Die meisten KNX-Geräte brauchen Strom - aber die Logik bleibt erhalten. Wenn die Stromversorgung wiederhergestellt ist, funktioniert das System sofort wieder. Einige Geräte, wie z. B. Notbeleuchtung oder Alarmanlagen, haben eine eigene Notstromversorgung. KNX ist nicht wie ein Smartphone - es speichert nicht nur Daten, es hat eine feste, hardwarebasierte Logik. Deshalb läuft es auch nach einem Stromausfall stabil weiter.
Wo finde ich einen zertifizierten KNX-Planer in Wien?
Nutzen Sie die offizielle KNX-Partner-Suche auf knx.org. Filtern Sie nach Österreich und Wien. Es gibt dort über 80 zertifizierte Partner in der Stadt. Fragen Sie nach Referenzen, schauen Sie sich Projekte an und verlangen Sie eine detaillierte Planungsunterlage. Ein guter Planer zeigt Ihnen nicht nur ein Angebot - er zeigt Ihnen, wie sein System funktioniert.
