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Brandschutztüren Dichtungen: Funktionen, Pflegetipps und Mythen im Check
  • Von Johann Kranz
  • 18/07/25
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Stell dir vor, ein Feuer bricht mitten im Alltag aus – es bleibt kaum Zeit zum Nachdenken. Jetzt hängt alles an Details wie einer einzigen Tür. Was viele unterschätzen: Ob eine Brandschutztür funktioniert, entscheidet oft eine scheinbare Nebensache – die Dichtung. Klingt unscheinbar, macht aber im Ernstfall den Unterschied zwischen Kontrolle und Katastrophe. Hast du schon mal drauf geachtet, ob bei einer Brandschutztür überhaupt eine Dichtung zu sehen ist? Genau darum geht’s im heutigen Artikel. Viele fragen sich: Sind solche Dichtungen Pflicht? Wo sitzen sie überhaupt? Und was können sie wirklich leisten, wenn Flammen und Rauch alles fordern? Antworten findest du hier – und dazu ein paar Aha-Momente.

Wie funktionieren Dichtungen bei Brandschutztüren?

Kaum ein Bauteil an Türen wird so unterschätzt wie die Dichtung, vor allem bei Brandschutztüren. Man sieht sie häufig erst dann, wenn wirklich etwas passiert. Eigentlich sind sie aber die stillen Helden im Brandschutz. Aber wie genau funktioniert das eigentlich – was passiert mit so einer Dichtung, wenn Hitze und Rauch auf die Tür treffen? Dichtungen, die bei Brandschutztüren zum Einsatz kommen, bestehen meist aus besonderen Materialien. Klar, normale Schaumstoffstreifen, wie sie an Zimmertüren kleben, bringen rein gar nichts. Bei Brandschutztüren müssen sie stundenlang sehr hohe Temperaturen aushalten. Du findest dort meistens sogenannte intumeszierende Dichtungen. Diese Spezialdichtungen sind so behandelt, dass sie bei starker Hitze aufquellen. Klingt erstmal unspektakulär, ist aber ein wahres Wunder der Technik: Sobald eine Temperatur von ungefähr 120 bis 150 Grad erreicht ist, beginnt der Werkstoff sich um das Vielfache auszudehnen. Das dichte Schaum entsteht aus zunächst kaum sichtbaren Streifen oder Einlagen im Türblatt oder Rahmen und verschließt Ritzen – zum Beispiel zwischen Türblatt und Zarge. Auf diese Weise blockiert die Dichtung das Durchdringen von Rauch und Flammen für eine ganze Weile. Sie hält also das Feuer an genau dieser Stelle in Schach. Für mindestens 30 Minuten (T30), 60 Minuten (T60) oder gar 90 Minuten (T90) – je nach geforderter Schutzklasse.

Gibt’s das auch in Zahlen? Klar – laut aktuellen Prüfverfahren gemäß DIN 4102 oder EN 1634-1 müssen Brandschutztüren nachgewiesenermaßen für die angegebene Zeit feuersicher und rauchdicht bleiben. Alle namhaften Hersteller testen regelmäßig, ob ihre Dichtungen den Vorgaben standhalten: Da werden komplette Türen mit lodernden Flammen beschossen und die Temperaturen im Nachbarraum exakt gemessen. Und wie sieht’s in der Praxis aus, zum Beispiel im Mehrfamilienhaus oder Büro? Da sorgt die Dichtung nicht nur im Notfall für Sicherheit – auch im Alltag hilft sie beim Thema Schallschutz und spart Heizkosten, weil keine Luft durch die Fugen zieht. Ein spannender Funfact: Ohne intumeszierende Dichtung verringert sich die Brandwiderstandsdauer einer Tür um bis zu 80 Prozent, wie ein Test des IfT Rosenheim 2022 ergeben hat. Dichtungen lohnen sich also gleich mehrfach – Sicherheit, Komfort und Effizienz gehen Hand in Hand.

Vielleicht fragst du dich jetzt: Sind diese Dichtungen eigentlich immer sichtbar? Nicht unbedingt! Viele sitzen verdeckt im Falz des Türblatts oder müssen laut Zulassung exakt eingebaut sein. Und nur dafür geprüfte Modelle dürfen überhaupt verwendet werden. Das heißt, Eigenbau oder nachgerüstete Gummidichtungen sind tabu, sobald die Tür als Brandschutz gilt. Wer’s trotzdem probiert, riskiert Versicherungsschutz und das Leben Unbeteiligter. Deshalb ist jede Brandschutztür eindeutig gekennzeichnet, damit die Dichtung zum zugelassenen Modell gehört. Hersteller wie Schörghuber, Teckentrup oder Hörmann liefern ihre Brandschutztüren immer mit der passenden Dichtung ab Werk aus. Noch wichtiger: Nicht jede Brandschutztür ist automatisch rauchdicht! Für sogenannte Rauchschutztüren (nach DIN 18095) gelten nämlich nochmals spezielle Anforderungen an das Dichtungssystem. Viele Behörden verlangen mittlerweile Dichtungen, die sowohl Feuer als auch Rauch stoppen. Die Logos und Zulassungsschilder findest du am Türblatt oder im Rahmen. Ein Blick darauf lohnt sich also immer.

Und wie pflegt man so eine hochspezialisierte Dichtung? Am besten, indem du sie sanft reinigst und auf keinen Fall fettende oder scharfe Mittel verwendest – sonst kann der Quellmechanismus im Ernstfall versagen. Verschmutzungen entfernst du einfach mit einem feuchten Lappen. Mindestens zweimal im Jahr solltest du einen Kontrollblick riskieren: Sitzt alles fest, ist nichts locker oder rissig? Falls ja, sofort den Service rufen! Die wenigsten wissen übrigens, dass beschädigte oder fehlende Dichtungen den kompletten Zulassungsstatus der Tür aufheben. Das kann wirklich teuer und gefährlich werden, vor allem im öffentlichen Bereich. Die Wartung ist also nicht Kür, sondern Pflicht.

Arten von Dichtungen bei Feuerschutztüren

Dichtungen sind auf den ersten Blick simple Leisten, auf den zweiten eine Wissenschaft. Welche Arten gibt es wirklich? Das hängt ganz davon ab, ob die Tür nicht nur als klassische Feuerschutztür gilt, sondern auch Rauch- und Schall- oder Klimaschutz erfüllen soll. Bei den Brandschutztüren unterscheidet man grob drei wichtige Dichtungstypen: die intumeszierenden Brandschutzdichtungen (auch Quellstreifen genannt), die Kombidichtungen für Rauchschutz sowie zusätzliche Bodendichtungen. Jede hat ihre eigene Aufgabe und spezielle Eigenschaften, die den Unterschied machen.

DichtungsartHauptaufgabeEinsatzbereichSichtbar?
Intumeszierende DichtungenSchwellt bei Hitze und verschließt FugenBrandschutz, FeuerschutztürenMeist verdeckt
RauchschutzdichtungenStoppt kalten und warmen RauchRauchschutztürenOft sichtbar im Türfalz
BodendichtungenZusätzliche Abdichtung des Türspalts untenKombinierte Türen, SchallschutzTeilweise sichtbar
LippendichtungenSchall- und luftdichtKlimatürenSichtbar

Intumeszierende Dichtungen reagieren ausschließlich auf Hitze. Sie sitzen meist unsichtbar im Gehäuse der Tür, etwa im Falz oder zwischen einzelnen Türschalen. Ihre Spezialbeschichtung sorgt dafür, dass sie sich bei Brandeinwirkung blitzschnell aufschäumen und jedes Leck im Türsystem verschwinden lassen. Rauchschutzdichtungen hingegen haben eine Aufgabe auch im Alltag: Sie verhindern, dass sich bereits geringe Mengen Rauch oder Gase ausbreiten können, noch bevor das Feuer die Tür erreicht. Das ist vor allem in Fluren, Treppenhäusern oder bei Fluchtwegen wichtig. Deswegen sind Rauchdichtungen deutlich weicher gebaut und geben eine flexible Barriere ab. Ihre markante H-Profilform erkennst du sofort, wenn du mal an den Rahmen einer Rauchschutztür schaust.

Bodendichtungen sind der Joker, falls unten am Türblatt ein Spalt bleibt. Gerade ältere Gebäude haben oft einen nicht ganz ebenen Boden, da schließt die Tür nie zu hundert Prozent dicht ab. Hier übernehmen spezielle Schwellen- oder Falzdichtungen, manchmal auch automatische Absenkdichtungen. Die bodengekoppelten Systeme werden per Feder oder Mechanik aktiviert, sobald die Tür schließt – sie drücken sich dann auf den Boden, sodass kein Rauch oder Feuer hindurch kann. Das Nachrüsten dieser Bodendichtungen ist eine oft unterschätzte Maßnahme, die aber enormen Schutz bringt.

Und wie findet man heraus, welche Dichtungstypen die eigene Brandschutztür besitzt? Meist steht das direkt im Prüfzertifikat der Tür oder im Datenblatt des Herstellers. Bei älteren Türen lohnt sich eine Kontrolle, denn seit 2020 werden Kombilösungen immer beliebter. Besonders im Neubaubereich, wo Vorgaben für Energieeffizienz, Brandschutz und Barrierefreiheit unter einen Hut gebracht werden müssen, verlangen Bauvorschriften die Kombination aus mehreren Dichtungssystemen. Gerätehäuser der Feuerwehr, Krankenhäuser oder öffentliche Schulen sind Paradebeispiele für einen Mix aus verschiedenen Dichtungen in einer einzigen Tür. In diesen Gebäuden werden jährliche Wartungen von Fachpersonal durchgeführt, um die Dichtungen zu überprüfen und bei Bedarf auszutauschen.

Noch ein Insider-Tipp: Wer sich unsicher ist, kann fachkundige Kontrolle durch einen Türensachverständigen beauftragen. Gerade bei der Sanierung denkmalgeschützter Gebäude ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn die Dichtung darf weder die Optik zerstören noch die Funktion gefährden. Spezialanbieter fertigen dafür sogar unsichtbare Lösungen an, die man nur auf den zweiten Blick erkennt.

Wartung und Pflege von Brandschutzdichtungen

Wartung und Pflege von Brandschutzdichtungen

Wer meint, eine Brandschutztür kümmere sich ein Leben lang selbst um ihre Barrierefunktion, liegt völlig daneben. Mindestens so wichtig wie der Einbau ist die regelmäßige Wartung und Pflege der Dichtungen. Denn gerade sie sind oft der erste Schwachpunkt – und damit die größte Gefahr im Brandfall, wenn sie beschädigt oder verschmutzt sind. Klar, im Alltag bekommen sie häufig Schläge ab oder werden mit schmutzigen Händen angefasst. Doch schon kleine Risse, Eindrücke durch unsachgemäßen Einbau oder gar falsch angebrachte Türstopper sabotieren im Ernstfall die gesamte Schutzwirkung.

Wie oft solltest du eine Kontrolle machen? Für öffentlich zugängliche Gebäude gilt laut Bauordnung und DIN EN 16034 praktisch Kontrollpflicht: Halbjährlich, besser viermal im Jahr solltest du zumindest einen Sichtcheck machen. Im Privatbereich reicht ein genauer Blick vor dem Winter und zum Frühlingsanfang. So erkennst du rechtzeitig, ob sich was gelockert oder gar gerissen hat. Die Reinigung geht übrigens ganz einfach. Nimm am besten ein weiches, fusselfreies Tuch und lauwarmes Wasser – ohne Reinigungsmittel oder Öle. So bleibt das Material elastisch. Fettiger Schmutz ist Gift besonders für intumeszierende Dichtungen: Sie können im Brandfall nicht aufquellen, wenn sie zugeschmiert sind. Deshalb gilt: Kein Fett, keine Lösungsmittel, kein Silikonspray! Wer den Fehler macht, riskiert im schlimmsten Fall Leib und Leben.

Du hast einen Defekt gefunden oder die Dichtung ist alt und bröselig? Dann greif nicht einfach zum Dichtungsset aus dem Baumarkt! Nur der Originalhersteller darf die Ersatzteile liefern und nur mit der richtigen Zulassung bleibt die Brandschutztür auch eine echte Brandschutztür. Es gibt Fälle, in denen die Versicherung nach einem Brand nicht gezahlt hat, weil an der Tür eine fremde Dichtung klebte. Kein Witz! Und: Prüfer unterscheiden penibel, welche Dichtung wohin gehört. Oft müssen ganze Türmodelle ausgetauscht werden, wenn die Ersatzteile nicht mehr lieferbar sind.

Für die Wartung können sogar professionelle Brandschutzunternehmen beauftragt werden. Die prüfen nicht nur Zustand und Sitz der Dichtung, sondern auch Schließmechanismus, Bandbolzen und Prüfplaketten. Bei neuen Türen wird das Dokumentieren im Wartungsbuch Pflicht – idealerweise mit Fotos. Das bringt Klarheit bei Versicherung und im Notfall. Ein weiterer Praxistipp: Nimm die Wartung der Brandschutztüren direkt in deinen jährlichen Wartungsplan für die Haustechnik auf. So vergisst du es garantiert nicht und bleibst auf der sicheren Seite.

Übrigens: In modernen Bürobauten und Krankenhäusern verbauen Hersteller oft selbstüberwachende Dichtungen mit Verschleißanzeige. Darüber hinaus gibt es magnetische Sensoren, die melden, wenn die Dichtung nicht mehr korrekt anliegt. Diese Systeme kommen vor allem in Rauch- und Brandschutztüren kritischer Bereiche zum Einsatz, etwa Laboren, Datenzentren oder Fluchtwegen. Die Digitalisierung macht auch vor Brandschutztüren nicht halt – Smarthome-Anwendungen mit automatischer Statusmeldung rücken näher.

Mythen, Fakten und häufige Fehler bei Brandschutztüren

Rund um Brandschutztüren kursieren zahlreiche Mythen und Halbwahrheiten. „Die Dichtung ist doch nur Vogelfutter für einen echten Brand“, sagen manche. Oder: „Ein bisschen Tape hier, ein Tuch dort – das reicht schon.“ Falsch – und gefährlich! Der verbreitetste Irrtum: Gummidichtungen aus dem Baumarkt ersetzen niemals eine echte intumeszierende Brandschutzdichtung. Auch Inhaber, Vermieter und Hausmeister unterschätzen oft, dass kleinste Veränderungen an der Dichtung das komplette Sicherheitssystem aushebeln können. Genau deswegen ist der Austausch nur durch qualifiziertes Personal zulässig. Ein Blick in die Prüfprotokolle oder auf das Zulassungsschild genügt, um Sicherheit zu schaffen.

Fehler Nummer zwei: Bruchempfindliche Glaseinsätze oder Durchreichen werden nachträglich mit Silikonwürsten oder Schaumstoff gestopft. Damit erlischt jede Brandschutzwirkung. Auch einfache Rauchschutztüren sind keine Brandschutztüren: Die Dichtungen sind ganz anders aufgebaut, weil sie gegen unterschiedliche Gefahren schützen. Die typische Rauchschutzdichtung hält nämlich keinen Flammen stand, sondern nur Rauch aus und das maximal bis zu einer bestimmten Temperatur. Mischinstallationen, bei denen Fensterbauer, Mieter oder Hausmeister ihre eigene Dichtung lösen oder nachkleben, sorgen regelmäßig für böse Überraschungen bei Prüfungen durch Sachverständige.

Ein dritter häufiger Fehler ist der Glaube, die Brandschutztür könne dauerhaft offen bleiben – etwa mit Keilen oder magnetischen Türhaltern. Das ist laut Bauordnung nur dann erlaubt, wenn ein bauaufsichtlich zugelassenes Feststellanlage-System verbaut ist. Wer die Tür mit Stoppern oder Keilen blockiert, macht sich im Brandfall strafbar, weil der Schutz nicht mehr funktioniert.

Was sagt der Gesetzgeber? Laut Musterbauordnung (MBO) und DIN 4102 sind alle Türen, die als Brandschutzabschlüsse dienen, korrekt gewartet zu halten. Bei Verstößen drohen neben Versicherungsproblemen echte Strafen. Seit 2021 gibt es sogar spezielle Branchenstandards für Betreiber (ArbStättV), die die turnusmäßige Wartung dokumentieren müssen. Für Hausbesitzer ein klarer Hinweis, die Tür regelmäßig kontrollieren zu lassen und beim Austausch unbedingt auf die geprüfte Dichtung zu setzen. Nur so bleibt der Versicherungsschutz erhalten und die Verantwortung im Griff.

Kurzum: Die Dichtung ist Herzstück und Achillesferse der Brandschutztür. Nur wer sie respektiert und pflegt, kann im Fall der Fälle ruhig schlafen. Kein anderer Türbestandteil übernimmt so viele Aufgaben in so kurzer Zeit.

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Johann Kranz

Autor

Ich bin ein erfahrener Tischlermeister aus Wien und spezialisiere mich auf die Herstellung und Installation von Innentüren. Meine Leidenschaft für das Handwerk zeigt sich in jeder Tür, die ich herstelle. Neben meiner Arbeit genieße ich es, Artikel über verschiedene Aspekte und Trends im Bereich Innentüren zu schreiben.

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